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Praxisbeispiel zum Case Management

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Zur Förderung der sozialen Integration von Menschen mit Behinderung bietet eine gemeinnützige Non-Profit-Organisation (PI) eine breite Palette unterschiedlicher Dienstleistungen an. Eine davon ist die Sozialberatung, die eine umfassende Stärkung der Ressourcen von Klientinnen und Klienten vorsieht, indem deren Situation ganzheitlich erfasst und bei Bedarf mehrschichtige Interventionen eingeleitet werden.

In diesem Zusammenhang stellte Pro Infirmis in den vergangen Jahren eine Zunahme der Komplexität der Fälle fest (Walcher 2009). In der Beratungspraxis Oftstellen sich den Klientinnen und Klienten oft gleichzeitig dringliche Fragen zu in verschiedenen Lebensbereichen (Wohnen, Arbeit, Finanzen, Gesundheit u.a.). und Ddaraus kann sich ein Bedarf an Leistungen mehrerer Institutionen des Sozial- und Gesundheitsbereichs ergeben. Mit der Zunahme der beteiligten Leistungserbringer steigt auch die Komplexität des Unterstützungsprozesses. Um in solchen Situationen die zielorientierte Kooperation der Leistungserbringer im Sinne der Klientinnen und Klienten zu gewährleisten, hat die gemeinnützige Non-Profit-Organisation das Case Management eingeführt, welches die folgende Ziele verfolgt:

  • die Handlungsmöglichkeiten der Klientinnen und Klienten sollen erweitert werdenn
  • interne und externe Ressourcen sollen genutzt und erschlossen werdeniessen
  • zwischen Institutionen den beteiligten Institutionen soll eine aktive und verbindliche Zusammenarbeit zwischen Institutionen herbeigeführt werdenführen

Als teils privat teils aus der öffentlichen Hand finanzierte Organisation setzt sich die gemeinnützige Non-Profit-Organisation immer auch mit der Frage auseinander, ob die vorhandenen Mittel optimal eingesetzt werden und ob die bestehenden Angebote und Dienstleistungen tatsächlich die erwünschten Wirkungen erzielen. Deshalb hat die Organisation vor der Lancierung des Case Management-Angebotes unter wissenschaftlicher Begleitung einer Fachhochschule, ein Konzept zur Wirkungsmessung entwickelt.

Zur Wirkungsmessung wurde ein multiperspektivischer Ansatz gewählt, der einerseits aus einer Wirkungsprüfung durch Klientinnen und Klienten und Case-Management-Fachkräfte besteht und andererseits eine Erhebung im Längsschnitt beinhaltet, die entlang des CM-Prozesses erfolgt ist und Aufschluss über die Veränderung der Lebensqualität gibt.

Zentrale Fragestellungen auf der Ebene Wirkungen warensind dabei:

  • Hat sich die Lebensqualität bzw. die Selbstwirksamkeit der Klientinnen und Klienten nach Abschluss des Case Managements verbessert?
  • In welchen Lebensbereichen erreichen die Klientinnen und Klienten Verbesserungen? Welche Bereiche bleiben stabil? Gibt es Bereiche mit Verschlechterungen?
  • Besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausgangslage der Klientinnen und Klienten und den beobachteten Veränderungen zur Lebensqualität?
  • Besteht ein Zusammenhang zwischen der Interventionsdichte der Beratungen und der Veränderung der Lebensqualität?
  • In welchen Lebensbereichen wurden Rahmenziele für das Case Management entwickelt? Konnten die Ziele aus Sicht der Case Managerinnen und Manager erreicht werden? Konnten die Ziele aus Sicht der Klientinnen und Klienten bzw. Angehörigen erreicht werden? Unterscheidet sich die Sicht der Case Managerinnen und Manger von der Sicht der Klientinnen und Klienten?
  • Wie schätzen die externen Fachkräfte die mit dem Case Management intendierten Wirkungen ein?

Um Wirkungen messen zu können, wurden die Erhebungen im Längsschnitt angelegt. Dabei orientierten sich die Erhebungen am Verfahrensablauf des Case Managements und erfolgten zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten: Eine erste Erhebung erfolgte in der Anfangsphase der Unterstützung. Weitere Befragungen haben mit Abschluss des Case Managements stattgefunden.

Damit kann die Situation zu Beginn des Case Management-Prozesses mit jener beim Abschluss verglichen werden.  

Wie aus der Abbildung hervorgeht, sind im Rahmen des Case Management Prozesses die folgenden Erhebungen geplant:

  1. Basiserhebung: Zu sozio-demografischen Merkmalen und zur Behinderungsart
  2. Erhebung Lebensqualität: Die Messung der Lebensqualität erfolgt mittels eines Erhebungsinstrumentes der Weltgesundheitsorganisation (Angermeyer et al. 2002). Dieses wird mit Fragen zur Selbstwirksamkeit ergänzt. Der Fragebogen umfasst 30 Items und kann von den Klientinnen und Klienten selbst oder stellvertretend von nahen Angehörigen ausgefüllt werden. Die Klientinnen und Klienten füllen zu Beginn des Unterstützungsprozesses einen Fragebogen aus und einen bei Abschluss des Case Managements.
  3. Erhebung Wirkungsüberprüfung im Case Management: Case-Management-Fachperson sowie Klientinnen und Klienten nahmen eine Einschätzung der Wirkung vor, indem sie bei Fallabschluss auf die vereinbarten Ziele zurückblicken. Diese Einschätzungen werden von der Case-Management-Fachperson und der Klientin oder dem Klienten je separat vorgenommen. Der Fragebogen umfasst die Lebensbereiche Gesundheit, Hilfsmittel und Therapie, Lebensplan/-sinn, Soziale Kontakte und Familie, Tagesstruktur, Arbeit/Ausbildung, Freizeit, Finanzen sowie Wohnen. Darüber hinaus werden die Klientinnen und Klienten um eine allgemeine Einschätzung des Case Managements gebeten.
  4. Befragung der am Fall beteiligten externen Fachpersonen: Bei Fallabschluss werden die Case Managerinnen und Manager alle relevanten Fachpersonen um eine Einschätzung des Unterstützungsprozesses beten. Der Fragebogen thematisiert die im Case Management intendierten Wirkungen auf der Systemebene.

(Quelle: „Case Management Pro Infirmis – Zwischenbericht zur Wirkungsmessung der Periode Juli 2009 bis August 2012″, Prof. Dr. Haller, BFH/Fachbereich Soziale Arbeit, 2013)